Der Bottle Stool ist ein spekulatives Sitzmöbel, das auf einfache Weise zum Mitnehmen, Bauen und Besetzen des öffentlichen Raums einlädt. Entwickelt im Rahmen einer gestalterischen Auseinandersetzung mit Aufenthaltsqualitäten in der Dresdner Neustadt, reagiert der Hocker auf die zunehmend sichtbare Verbindung von Sitzen und Konsum. Aus einem Stück Holz, drei Glasflaschen und passgenauen Verbindungsteilen entsteht ein temporäres Stadtmöbel, das weder Eigentum beansprucht noch dauerhafte Verankerung braucht – sondern einfach da ist, wo Menschen sich niederlassen möchten.
Die Grundidee entstand aus der Beobachtung, dass frei zugängliche Sitzgelegenheiten im städtischen Raum oft fehlen oder bewusst verhindert werden. Der Bottle Stool formuliert darauf keine große Antwort, sondern eine kleine Geste: eine Bauanleitung, die sich leicht umsetzen lässt, eine Einladung zum Innehalten, ein stiller Kommentar auf die Frage, wem der Stadtraum eigentlich gehört. Als Intervention gedacht, lässt sich der Hocker spontan im Stadtbild einsetzen – an Fensterfronten, auf Gehwegen oder vor Supermärkten – wird aber genauso gut als leicht transportierbares Sitzmöbel für Picknick, Hof oder Zwischennutzung verstanden.
In der Entwicklung lag der Fokus auf Modularität und reproduzierbarer Konstruktion. Die Verbindungsteile wurden im 3D-Druckverfahren gefertigt, die Bohrvorlage CNC-gefräst, die Sitzplatte frei wählbar. So entstand ein Baukastenprinzip, das eigenständige Gestaltung zulässt und dennoch funktioniert. Der Bottle Stool ist damit kein Produkt im klassischen Sinn, sondern ein Werkzeug zur Aneignung – zurückhaltend im Anspruch, aber deutlich in seiner Haltung. Wer sitzt, widerspricht. Wer selbst baut, stellt Fragen. Und wer beides tut, macht Stadt.



